Eine Welt im Wandel
Zehn Jahre sind seit Napoleons Niederlage bei Waterloo vergangen. Europa erholt sich noch immer von den Wunden eines Vierteljahrhunderts voller Schlachten. In Frankreich regiert Charles X, der sich am 29. Mai 1825 – einen Monat vor der Gründung der DC Bank – in Reims krönen lässt. Es ist die erste Königskrönung seit 1775. Auch die Schweiz befindet sich im Umbruch: Die 19 lose verbundenen Kantone sind noch weit vom Bundesstaat entfernt, der erst 1848 entstehen wird. Bern zählt zu den einflussreichsten Städten der Eidgenossenschaft – seit dem Beitritt 1353 prägen Landwirtschaft und Handwerk das wirtschaftliche Leben.

Alltag ohne Strom und Telefon
In dieser Welt regiert noch das Tempo vergangener Jahrhunderte: Das Leben spielt sich im Rhythmus der Sonne ab – bei Dunkelheit brennen Kerzen und Öllampen. Eine Kutschenfahrt von Bern nach Basel dauert einen ganzen Tag, Nachrichten aus Amerika erreichen Europa erst nach Wochen. Entsprechend bedächtig verlaufen auch Bankgeschäfte: Alle Transaktionen werden handschriftlich abgewickelt, Geldtransporte erfolgen mit bewaffneten Kutschern. Die Kantone haben eigene Währungen, weshalb Reisende von Basel nach Genf mehrmals Geld wechseln müssen.

Der Beginn der Moderne
Während die Finanzwelt noch auf Pferdestärken angewiesen ist, bricht in England das Zeitalter der Dampfkraft an: Am 27. September 1825 nimmt die erste öffentliche Eisenbahn der Welt ihren Betrieb auf. George Stephensons Lokomotive «Locomotion No. 1» erreicht atemberaubende 24 km/h und zieht 450 mutige Passagiere. Der Legende nach reitet ein Mann zu Pferd voraus – ob mit der oft zitierten Fahne «Periculum privatum utilitas publica» (Gefahr für den Einzelnen, Nutzen für die Öffentlichkeit), bleibt historisch ungesichert. 40’000 Schaulustige säumen die Strecke.

Europas erste Bankenkrise
Ausgerechnet in diesem Jahr des Fortschritts erlebt Europa jedoch seine erste moderne Finanzkrise. Die «Panic of 1825» beginnt im Frühling in London und breitet sich, trotz langsamer Kommunikation, rasant über den Kontinent aus. Wilde Spekulationen in lateinamerikanische Investments sind der Auslöser.
Besonders skandalös ist der Fall «Poyais» – ein komplett erfundenes mittelamerikanisches Fürstentum, das der schottische Abenteurer Gregor MacGregor Anfang der 1820er-Jahre in London als reales Land anpreist. Er verkauft Landtitel, Staatsanleihen und sogar Militärränge für sein nicht existierendes Reich und erschleicht sich damit Hunderttausende Pfund Sterling. 1822 schickt er zwei Schiffe mit britischen Siedlern nach «Poyais» – viele der Auswanderer sterben, weil es den Ort in der beschriebenen Form gar nicht gibt. Als der Betrug auffliegt, sorgt er für massives Misstrauen gegenüber Investitionen in Lateinamerika und trägt zur allgemeinen Unsicherheit an den Finanzmärkten bei. Die Krise kulminiert in der britischen Bankenpanik von 1825, bei der rund 80 Banken in England und Wales zusammenbrechen.
Während in ganz Europa das Vertrauen in Banken schwindet, wagt die Stadt Bern etwas Revolutionäres: Sie gründet ihre eigene Deposito-Cassa und gibt bereits im Gründungsjahr «übertragbare Depositenscheine» aus – frühe Banknoten, die sie zur ersten Notenbank der Schweiz machen. Was als weitsichtiger Entschluss beginnt, die städtischen Kassenvorräte sicher zu verwalten, legt den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.

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